HPL ist sehr belastbar
„Wenn wir uns mit HPL auseinandersetzen, müssen wir zuvor mit der Mär aufräumen, dass es sich bei dem Werkstoff um einen minderwertigen Kunststoff handelt“, konstatiert Prof. Reinhard Grell, Dekan an der Hochschule OWL und Gesellschafter der Stuhlfabrik Schnieder. HPL-Oberflächen kommen oft bei Tischen in hochfrequentierten gastronomischen Bereichen zum Einsatz. Eine heiße Kaffeetasse oder ein Teller aus der Mikrowelle ist für HPL kein Problem, da es unempfindlich gegen hohe Temperaturen ist. Es ist ein sehr pflegeleichtes, robustes und genügsames Material, welches sich einfach mit einem feuchten Lappen abwischen lässt. Dabei ist es allen Unkenrufen zum Trotz weder Plastik noch PVC. Die Grundsubstanz ist Papier und somit ein Produkt, welches letztlich aus Holz gewonnen wird.

Ab ins Harzbad!
Das Papier wird digital bedruckt, was nahezu unendliche Möglichkeiten hinsichtlich der Dekore eröffnet. Meist sind es Holznachahmungen. Der Digitaldruck gibt dem Motiv die angestrebte Tiefe. Anschließend gehen mehrere Lagen des Papiers „baden“. Sie werden durch ein Melamin-Harzbad gezogen. Danach wird das geharzte Papier gepresst. Als Overlay erhält es eine Lackschicht. Anschließend kommt es in eine große Presse mit einem Prägeblech. Dabei erhält es genau die passende, fühlbare Struktur zum Holzdekor, einschließlich Jahresringen, Astlöchern und mehr. In den letzten Jahren sind die Holzimitate immer präziser herausgearbeitet worden, so dass Sie schon fast echter aussehen als Echtholz.

Perfekt bis zur Kante
Durch das Melaminharz wird das Material sehr unempfindlich. Das einzige Problem sind die Kanten, die durch ihre Härte schnell brechen können. Deshalb verwendet man aufgeklebte Kanten aus ABS, die mit einem Klebstoff verarbeitet werden, der feuchte- und temperaturbeständig ist. So hat Feuchtigkeit unterhalb der Tischoberfläche keine Chance. Eine wertige Alternative ist die Verwendung einer Multiplex-Platte als Trägermaterial, die eine natürlich schöne Kante hat. Eine zweite Alternative ist die Verwendung eines massiven Anleimers.

Eine Lanze für HPL brechen
„Es wird dem Material HPL nicht gerecht, wenn man es als minderwertigen Holzersatz bezeichnet“, resümiert Prof. Reinhard Grell. Die Einsatzmöglichkeiten von HPL Tischplatten sind unendlich, und Grell sieht keinen Grund, HPL nicht auch in der gehobenen Gastronomie einzusetzen. Aber es gibt auch Orte, die man meiden sollte: eine Strandbar zum Beispiel. Hier würde der Sand dauerhaft der Oberfläche schaden.
